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Simone Reif im Interview mit Edition F: Die Stepstone-Geschäftsführerin erklärt, warum Frauen genauso gern durchgreifen wie Männer – und was sie dabei anders machen

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Simone Reif ist Geschäftsführerin von Deutschlands führendem Stellenportal – im Interview räumt sie mit angeblichen Fraueneigenschaften auf und erklärt, worin sich Männer und Frauen bei der Jobsuche unterscheiden.

StepStone_Simone_ReifSie selbst sind spezialisiert im Vertrieb, lange Zeit galt das als klassische Männerdomäne. Wenn Sie sich Ihre eigene bisherige Karriere ansehen: Gab es Momente, in denen Ihnen vor Augen geführt wurde, dass es ein Nachteil ist, dass Sie eine Frau sind? Gab es Vorurteile, und wie sind Sie diesen begegnet?

„Ich kann glücklicherweise sagen, dass ich in meiner gesamten beruflichen Laufbahn keine Diskriminierung erfahren habe. Allerdings habe ich festgestellt, dass so etwas außerhalb des Arbeitsplatzes geschehen kann, wenn auch in anderer Form. Ich habe neben den Herausforderungen als Mutter nie meine beruflichen Ziele aus den Augen verloren und immer daran gearbeitet, beiden Rollen parallel gerecht zu werden. Mit dieser Vereinbarung von Beruf und Familie konnte sich nicht jeder identifizieren.“

Sie gehören seit 2011 der Geschäftsführung von Stepstone an – was ist Ihnen persönlich beim Thema Leadership wichtig, wie nehmen Sie aus Ihrer Position heraus Einfluss auf die Unternehmenskultur bei StepStone?

„Bei Stepstone zählen neben unserem einzigartigen Teamspirit vor allem Leistung und Ehrgeiz. Wir spornen die Mitarbeiter dazu an, ihr Potenzial maximal auszuschöpfen und sich sogar selbst zu übertreffen. Das Prinzip ,Fordern und Fördern’ funktioniert bei uns prima. Führung ist hier ein ganz wichtiges Bindeglied. Wir von der Geschäftsführung können insbesondere dadurch Einfluss auf die Unternehmenskultur nehmen, indem wir in allen Bereichen mit positivem Beispiel vorangehen. Zu unserer Philosophie gehören sowohl flache Hierarchien, offene Türen als auch eine Du-Kultur vom Praktikanten bis zum CEO. Wir können unsere Leitsätze nur dann glaubwürdig vermitteln, indem wir sie auch konsequent über alle Ebenen leben.“

Stepstone ist der führende Online-Stellenmarktplatz in Deutschland – gibt es interessante Trends und Entwicklungen, die Ihnen auffallen, was die Rekrutierung von weiblichen Talenten beziehungsweise generell die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen angeht? Ist es zum Beispiel so, dass es für Unternehmen wichtiger wird, bei StepStone gezielt um weibliche Fach- und Führungskräfte zu werben?

„Erklärtermaßen wollen Unternehmen ihre offenen Positionen immer bestmöglich besetzen. Dazu gehört auch, die weiblichen Talente anzusprechen, denn weibliches Potenzial nimmt denselben Anteil auf dem Arbeitsmarkt ein wie das männliche. Jeder zweite Hochschulabsolvent ist heute eine Frau. Wichtig für rekrutierende Unternehmen ist das Wissen um die unterschiedlichen Bedürfnisse der potenziellen Bewerber: Frauen interessieren sich stärker für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Arbeitszeiten zum Beispiel halten 80 Prozent von ihnen für ein sehr wichtiges Kriterium bei der Jobsuche. Für Männer spielt dieser Aspekt eine deutlich geringere Rolle. Ähnliche Unterschiede lassen sich bei Faktoren wie Sozialleistungen, also zum Beispiel Betriebskindergärten, feststellen. Inzwischen wissen Arbeitgeber zunehmend um die Bedeutung dieser Kriterien für weibliche Fachkräfte und betonen sie entsprechend bei der Darstellung ihrer Arbeitgebermarke, die ja ein zentrales Element jeder Stellenausschreibung ist.“

Oft kann man lesen, dass Fähigkeiten wie aktives Zuhören, Charme und Empathie angeblich Fraueneigenschaften sind, die im Vertrieb gut zu gebrauchen seien, und dass Frauen wiederum oft die für den Vertrieb nötige Härte fehlen würde – sind das nur Geschlechterklischees oder ist da was dran, wie sind da Ihre Beobachtungen?

„Frauen sind häufig wesentlich kritischer gegenüber sich selbst als ihre männlichen Kollegen. Das geht vielleicht noch auf ein veraltetes Rollenverständnis zurück. Männer sind hingegen oft fokussierter als Frauen – und wirken dadurch weniger empathisch. Der Unterschied ist, dass Frauen mehrere Eindrücke gleichzeitig wahrnehmen und mit anderen Schwerpunkten gewichten. Konsequent durchgreifen können aber auch weibliche Führungskräfte, das zeigt meine Erfahrung. Nur tragen sie diese Haltung im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen nicht unbedingt nach außen. Warum auch? Vorteile hat das ja meistens nicht.“

Was wären Ihre wichtigsten Ratschläge für Frauen, die in Führungspositionen streben? Wir hören von Gesprächspartnerinnen immer wieder, dass ein Fehler, den Frauen machen würden, ist, maskuline Verhaltensweisen zu imitieren. Erleben Sie das auch, beziehungsweise was fällt Ihnen auf?

„Verhaltensweisen zu kopieren führt zu nichts, das gilt geschlechter- und situationsübergreifend. Eine Führungskraft muss authentisch sein, um ihren Weg zu gehen. Natürlich reicht das nicht. Jeder muss sich klarmachen, dass der berufliche Aufstieg kein Spaziergang ist. Zusätzlich zu grundsätzlicher Qualifikation und Eignung führen nur Ehrgeiz, Fleiß und Zielstrebigkeit zur Führungsposition. Außerdem braucht man Mut und Kraft, um den Verzicht an vielen Stellen, wie etwa im privaten Bereich, zu akzeptieren und Abstriche zu machen. Karriereorientierte Mütter müssen zudem noch den Spagat zwischen ihrem Job und ihrem familiären Umfeld schaffen.“

Was oder wer hat Ihnen in Ihrer Karriere geholfen, was oder wer war für Sie die größte Unterstützung auf dem Weg in eine Führungsposition? Und welche Fehler haben Sie vielleicht gemacht, aus denen Sie wichtige Erkenntnisse gezogen haben?

„Am meisten hat mir auf meinem Karriereweg mein Ehrgeiz geholfen: Ich habe mich immer wieder durchgebissen, permanent hart gearbeitet und auch mehr als notwendig, ich habe einfach immer Gas gegeben. Auszeiten für Mutterschutz und Erziehung habe ich nicht in Anspruch genommen, eine persönliche Entscheidung, die natürlich jede Frau sehr bedacht für sich selbst trifft. Außerdem habe ich keine Arbeitsinhalte gescheut. Alle meine Jobs – für die richtige Auswahl hatte ich schon immer ein Händchen – habe ich mit echter Leidenschaft gemacht und aus Stress-Situationen positive Energie gezogen. Ging das mal nicht, habe ich die Stelle ohne Rücksicht auf Verluste an den Nagel gehängt. Manchmal musste ich auch gegen den Strom schwimmen, aber ich habe mich ohnehin nie in Komfortzonen bewegt, sondern mir immer neue Herausforderungen gesucht. Große Fehler sind mir zum Glück nicht unterlaufen, aus kleineren habe ich schnell gelernt. Mein allergrößter Antrieb ist bis heute der Spaß an meiner Arbeit.“

Frauen, die nach Führungspositionen streben, haben nach wie vor ein Akzeptanzproblem, das hören wir in Interviews mit Frauen in Führungspositionen immer wieder, weil Männer Macht- und Kontrollverlust fürchten und nicht wirklich anerkennen würden, welche Vorteile eine höhere Diversität im Unternehmen bietet – was ist Ihre persönliche Meinung: Wie kann es gelingen, für mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern im Berufsleben zu sorgen? Brauchen wir eine breiter angelegte Quote oder bevorzugen Sie andere Ideen?

„Meiner Meinung nach brauchen wir einen deutlichen Sinneswandel in unserer Gesellschaft. Frauen und Mütter müssen akzeptiert statt diskriminiert werden. Solange männliche Führungskräfte mit Kindern als sozial kompetent gelten, weibliche dagegen sowohl im Beruf als auch in der Familie als nur bedingt einsatzfähig, besteht eindeutig Handlungsbedarf. Mit einer gesetzlich vorgeschriebenen Frauenquote, Elternzeit- und Erziehungsgeld-Modellen allein ist es nicht getan. Was fehlt, sind Toleranz und Akzeptanz – auch für die veränderten Ansprüche von Arbeitnehmern.“

Das gesamte Interview finden Sie bei Edition F.

Bildquelle: StepStone


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